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Die Fotografin | Metropolar
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Dieser Eintrag wurde am 20 Jan. 2011 erstellt und ist aufgeführt unter Projekt.

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Die Fotografin

Die »Fotografin« Katrin Ollroge - Foto © MAZ/Gartenschläger

PROJEKT: Heute ist wie­der die Foto­gra­fin im Haus.

Kath­rin Oll­roge setzt den Bewoh­nern im Staudenhof-Block ein klei­nes Denk­mal – sie por­trä­tiert sie und ihre Räume.

POTSDAM / INNENSTADT — Eigent­lich wurde in den letz­ten Jah­ren immer nur schlecht von »dem Block« im Stau­den­hof gere­det. Dass das sie­ben­stö­ckige Wohn­haus aus den 1970er DDR-Jahren häss­lich, »nur ein Rent­ner­block« und für eine Sanie­rung viel zu teuer sei, nicht ins Bild der neuen alten Mitte passe. Der ost­mo­derne Klotz soll nun den neuen Palazzi frü­he­rer Epo­chen und klein­tei­li­ger Bebau­ung Am Alten Markt wei­chen. Bis dahin läuft zwar noch viel Was­ser die Havel hin­un­ter, aber beschlos­sen ist beschlossen.

Bevor das Gebäude ver­schwin­det, sich der Ort völ­lig ver­än­dert, will ihn Kath­rin Oll­roge auf beson­dere Weise vor dem Ver­ges­sen bewah­ren. Die Pots­da­mer Foto­künst­le­rin, die momen­tan den Ate­lier­la­den »Zeit­raum für Foto­gra­fie« in der Lin­den­straße 15 betreibt, möchte im kom­men­den Jahr Bewoh­ner im Haus Am Alten Markt 10 foto­gra­fie­ren, auch ihre Woh­nun­gen oder nur Details, Geschich­ten sam­meln und Schick­sale erkun­den. Denn es gehe nicht schlecht­hin um den Bau, son­dern um Men­schen, die eine Bezie­hung zu dem Ort her­ge­stellt haben. Ein Ort, der für man­chen jahr­zehn­te­lang das Zuhause, für Pots­da­mer Ori­en­tie­rung war. »Ich möchte, dass die Men­schen eine Platt­form haben, dass sie ihre Mei­nun­gen äußern kön­nen«, sagt die 41-Jährige. Denn mit der Abriss­birne wür­den nicht nur Beton­wände zer­stört. Schon jetzt ban­gen etli­che der älte­ren Bewoh­ner, noch ein­mal umge­sie­delt zu werden.

In dem etwa 56 Meter lan­gen Haus, das 1971 errich­tet wurde und heute der städ­ti­schen Gewoba gehört, befin­den sich 182 Woh­nun­gen und sie­ben Gewer­be­ein­hei­ten. Neben einer Zwei– und fünf Vier-Raum-Wohnungen gibt es 176 Ein-Raum-Wohnungen. Die meis­ten Mie­ter sind Rent­ner, aber auch Stu­den­ten wis­sen die ideale Innen­stadt­lage der immer noch bezahl­ba­ren Woh­nun­gen inzwi­schen wohl zu schätzen.

Kath­rin Oll­roge ist Mit­glied von »Metro­po­lar«, einem losen Zusam­men­schluss von Künst­lern, Archi­tek­ten, Desi­gnern und Medi­en­wis­sen­schaft­lern, die sich mit der Ost-Moderne und den archi­tek­to­ni­schen Ver­än­de­run­gen in der Stadt befas­sen. Aus­lö­ser für ihr Foto­pro­jekt, das von der Ura­nia und dem Ver­ein Kul­tur­land Bran­den­burg geför­dert wird, war der Abriss des »Hau­ses des Rei­sens« in der Friedrich-Ebert– /Ecke Yorckstraße.

Oll­roge begann vor Wochen, durch den Staudenhof-Block zu stromern. Sie machte erste Test­auf­nah­men von Flu­ren, Gelän­dern und einer Groß­fa­mi­lie. Die meis­ten Men­schen, an deren Türen sie geklin­gelt hat, waren eher skep­tisch und vor­sich­tig. In die gute Stube habe sie kaum einer gebe­ten. »Dafür habe ich vol­les Ver­ständ­nis«, sagt die Foto­gra­fin, die die Men­schen »ja nicht über­fah­ren will«. Behut­sam wolle sie sich ihnen nähern. Des­halb klin­gele sie nicht mehr, son­dern pos­tiert sich im Flur und ver­sucht so, ihr Pro­jekt ruhig zu erklä­ren, Kon­takte zu knüp­fen und Ver­trauen her­zu­stel­len. Fast freund­schaft­lich heißt es jetzt: »Heute ist wie­der die Foto­gra­fin im Haus«, erzählt die gebür­tige Pots­da­me­rin, die ab Januar schon in zehn Woh­nun­gen ihre Ana­log­ka­mera aus­pa­cken darf.

Nicht jeder der bereit­wil­li­gen Mie­ter habe die Ein­wil­li­gung fürs Por­trä­tie­ren gege­ben, aber immer­hin fürs Foto­gra­fie­ren der Woh­nungs­ein­rich­tung, sagt Oll­roge. Sie glie­dert die Arbeit in die Schwer­punkte »Bal­kon«, weil er die »Ver­bin­dung zwi­schen innen und außen her­stellt«, das »Por­trät« ver­bun­den mit Schick­sals­be­schrei­bun­gen und »indi­vi­du­el­ler Wohn­raum«. Ende 2011 sol­len eine Aus­stel­lung und eine Publi­ka­tion das Haus und das Leben der Men­schen in ihm doku­men­tie­ren, kün­digt die Künst­le­rin an.

Etli­chen Pots­da­mern ist Kath­rin Oll­roge bereits durch ihre sym­pa­thi­schen »Freund­schafts­bil­der«- und »Puppenhäuser«-Projekte bekannt. (Von Clau­dia Krause)

Mit dem Leit­bau­ten­kon­zept ver­schwin­det der prä­gende Staudenhof-Wohnblock
Das Leit­bau­ten­kon­zept wurde am 1. Sep­tem­ber 2010 von den Stadt­ver­ord­ne­ten beschlos­sen. Es sieht den ori­gi­nal­ge­treuen Wie­der­auf­bau des Palazzo Bar­ber­ini gegen­über dem Stadt­schloss und die Wie­der­er­rich­tung von sechs ori­gi­na­len Fas­sa­den sowie zwei wei­tere, eng ans Ori­gi­nal ange­lehnte Fas­sa­den rund um den Alten Markt vor. Es regelt zu dem die Ver­kehrs­er­schlie­ßung des Vier­tels. Alle Gebäude in den fünf Quar­tie­ren, die nicht unter Leit­bau­ten oder –fas­sa­den fal­len, kön­nen inner­halb bestimm­ter Vor­ga­ben frei gestal­tet wer­den. 
Die Linke schei­terte mit einem Antrag, in des­sen Folge der preis­werte Wohn­raum Am Alten Markt 10 (Stau­den­hof­block) erhal­ten blei­ben sollte.

Ab 2013 wird im Zuge des Umbaus der Mitte der Kom­plex der Fach­hoch­schule ver­schwin­den; die Stadt– und Lan­des­bi­blio­thek wird bereits saniert und soll Ende 2012 fer­tig sein. Der Stau­den­hof wird auf dem Niveau des Alten Mark­tes als Straße zum Platz der Ein­heit füh­ren. Der Wohn­block an der Ost­seite des Hofes fällt vor­aus­sicht­lich 2016/2017.

Arti­kel von Clau­dia Krau­se­aus der »Mär­ki­schen All­ge­mei­nen« vom 28.12.2010 [1]

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