Seit Langem entspricht die Versorgung Potsdams mit öffentlich nutzbaren Schwimmbädern nicht mehr den Bedürfnissen der Einwohner. Das prognostizierte Anhalten des Bevölkerungswachstums bis 2030 auf dann etwa 173.000 wird die Situation weiter zuspitzen. Zwar gehören nur die Sicherstellung des Schul– und des Vereinsschwimmens zu den kommunalen Pflichtaufgaben. Aber als Großstadt, zumal als Landeshauptstadt, will man auch den anderen Bevölkerungsgruppen ein attraktives Angebot machen.
Neben den beiden nur saisonal geöffneten Freibädern im Babelsberger Park und am Templiner See betreiben die kommunalen Bäderbetriebe zurzeit zwei Schwimmhallen: das Kiezbad Am Stern und die Schwimmhalle am Brauhausberg. Letztere ist aktuell größtes Sorgenkind und Objekt heftiger Auseinandersetzungen. Die Halle wurde 1969–71 auf dem kriegsbedingt unbebauten Brauhausberg errichtet, um den gestiegenen Anforderungen und der Bevölkerungsentwicklung im Süden der Stadt gerecht zu werden. Sie ist damit zugleich einer der öffentlichen Sonderbauten aus der havelübergreifenden Zentrumsplanung der DDR. Die speziellen Umstände beim Bau (u.a. Facharbeitermangel und knappes Budget) sowie Versäumnisse bei der Instandhaltung haben zu einem Erhaltungszustand geführt, der im Verhältnis zu den typengleichen Bädern in Dresden, Erfurt und Leipzig als prekär bezeichnet werden muss. Notsanierungen und befristete Genehmigungen halten den Betrieb vorerst bis 2014 aufrecht.
Seit nunmehr 10 Jahren arbeitet die Stadtpolitik mithilfe der Stadtwerke an einer tragfähigen Lösung des Problems. Noch bis 2007 war der Brauhausberg der nicht infrage gestellte Standort für Neubau– und Erweiterungskonzepte (Stichwort »Niemeyer-Bad«). Hier waren bei diskutierten Kosten von ca. 33 Mio. € für ein Bad mit Sport-, Freizeit– und Wellnesselementen 24 Mio. € Fördermittel eingeplant. Nach dem Scheitern der Förderanträge musste man sich völlig umorientieren. Einer der geprüften Alternativstandorte wurde nun zum neuen Favoriten. Und so konzentrierten sich alle folgenden Planungen auf die Nachbarschaft der Biosphäre im Volkspark. Zur Teilfinanzierung war der Verkauf der hoch attraktiven Flächen am Brauhausberg vorgesehen. Die Vorgaben bezüglich des weitgehend unveränderten Funktionsprogramms einerseits und des beschlossenen Kostendeckels von 18 Mio. € andererseits konnte keiner der an der Ausschreibung beteiligten Planer erfüllen. Durch die in Realisierung befindliche »BlütenTherme« in Werder hatte sich auch die Konkurrenzsituation verändert. Somit scheiterten alle bisherigen Lösungsversuche und führten stattdessen zu kaum noch aufzulösenden Konflikten mit unterschiedlichen Interessengruppen. Die für konkrete Einzelprojekte vom Oberbürgermeister bisher stets abgelehnte Bürgerbeteiligung kam nun wieder auf den Tisch, auch, um einem seiner zentralen Wahlversprechen Taten folgen zu lassen. Und so wurde noch im Herbst für den Jahresanfang 2012 ein Bürgerbeteiligungsverfahren mit anschließender Bürgerbefragung angekündigt.
von Gunnar Tessin
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Teil 2: Das Werkstattverfahren – hoffnungsvoller Start, unschönes Ende